Montag, 12. November 2007

AUSZUG BUNKER - FAKTEN HEMAU von T.Feuerer

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Bunker - Fakten
von Thomas Feuerer
Bei der in Rieb nahe Hemau gelegenen ehemaligen „Grundnetz-, Schalt- und Vermittlungsstelle
der Bundeswehr 64“ handelte es sich um eine von insgesamt 32 verbunkerten
militärischen Fernmelde-Dienststellen, welche in den sechziger Jahren des 20.
Jahrhunderts fast baugleich im ganzen damaligen Bundesgebiet errichtet wurden. Diese
GSVBw waren die Knotenpunkte des sogenannten Bundeswehrgrundnetzes und stellten
als dessen „Rückgrat“ vor allem die Fernmeldeverbindungen im festen Fernmeldenetz
der Bundeswehr sicher, sollten im Verteidigungsfall aber auch als Anschaltpunkte der
kämpfenden Truppe dienen.
Hintergrund
Der Bau eines ganzen Netzwerks von verbunkerten GSVBw als Bestandteil einer umfassenden
Verteidigungsinfrastruktur war vom Führungsstab der Bundeswehr schon in
deren Aufbauphase als unbedingt notwendig erkannt worden.
Nato-Strategie und nationale Verteidigungsplanung gingen nämlich in den 1950er Jahren
übereinstimmend davon aus, dass im Falle eines damals für sehr wahrscheinlich
gehaltenen Angriffs durch Truppen des Warschauer Pakts die Bundesrepublik Deutschland
binnen kürzester Zeit in vier bis fünf Verteidigungsinseln zerschlagen sein würde.
Wegen des in diesem Zusammenhang erwarteten massenhaften Einsatzes taktischer
Atomwaffen und der dadurch verursachten enormen Schäden fürchtete man indes, dass
dann eine zentral gelenkte politische und militärische Koordination bzw. Führung der
Verteidigung in und zwischen diesen aufgesplitterten Teilgebieten nicht mehr möglich
sein würde. Aus Sicht des Führungsstabes der Bundeswehr war es daher unerlässlich,
so bald wie möglich ein vom stark gefährdeten öffentlichen Fernmeldenetz unabhängiges
und damit sichereres eigenes militärisches Grundnetz anzulegen.
Die Umsetzung der im Jahre 1958 erstmals detailliert beschriebenen Forderungen wurde
zwar sofort in die Wege geleitet. Aber erst die auf Betreiben der Bundeswehrführung im
Juni 1961 beschlossene Aufstellung einer Einheitsplanung beschleunigte den Bau der
zahlreich benötigten „Grundnetzvermittlungen der Bundeswehr“ (GVBw). Von nun an
sollten die Bauausführungsunterlagen nämlich zentral durch eine „Planungsgruppe
GVBw“ erarbeitet und laufend allen zuständigen Bauverwaltungen der Länder für die
Durchführung der Baumaßnahmen vor Ort zur Verfügung gestellt werden. Da der Bunker
in Rieb bei Hemau der erste war, der tatsächlich errichtet werden sollte, und somit
gleichsam der Prototyp für alle anderen im ganzen Bundesgebiet, wurden die
Einheitspläne für sämtliche GSVBw daraufhin in Regensburg beim dort ansässigen
Finanzbauamt gemacht, und zwar zum größten Teil in den Jahren von 1961 bis 1964.
Was indes die Standortwahl und die Bauweise anbelangt, so war das wichtigste
Kriterium der Aspekt „Sicherheit“, dem die Verantwortlichen in mehrfacher Hinsicht
Rechnung zu tragen versuchten:
(1.) Um der militärischen Forderung zu entsprechen, potentielle Zielräume wie
Großstädte und Industriegebiete zu vermeiden, wurden die bis in die späten sechziger
Jahre hinein errichteten GSVBw über das gesamte Territorium der damaligen
Bundesrepublik dezentral mit einem Abstand von jeweils 50 bis 80 Kilometer verteilt und
dabei bewusst in überwiegend bevölkerungsarme, ländlich geprägte Landstriche
eingepasst.
(2.) Zur Aufrechterhaltung der Kommunikationsfähigkeit auch in einem Nuklearkrieg
glaubte man, die technischen Einrichtungen der GSVBw mit erheblichem Aufwand unter
der Erde atombombensicher verbunkern zu müssen.
(3.) Aus Gründen der Tarnung schließlich sollten die anderen benötigten Gebäude über
der Erde dem typisch schlichten Stil des zeitgemäßen Wohn- und Verwaltungsbaus
entsprechen.
Beschreibung
Während es sich also folglich auch bei den oberirdischen Gebäuden der GSVBw 64 um
zeittypische Nutzbauten handelt, die hier nicht weiter von Interesse zu sein brauchen, ist
der unterirdische, in einem gigantischen Kiesbett gelagerte Bunker in Rieb ohne Zweifel
ein ausgesprochen eindrucksvolles zeitgeschichtliches Baudenkmal des Kalten Krieges
– und dies nicht nur aus militärhistorischer Sicht. Da sich die Aufteilung der Räume und
deren jeweiliger Verwendungszweck sehr gut aus dem nachfolgenden beschrifteten
Grundriss erkennen lassen, seien hier lediglich einige der wichtigsten Gebäudedaten
stichpunktartig genannt:
(1.) Der Bunker hat einen rechteckigen Grundriss mit einer Länge von 49,50 Meter und
einer Breite von 29,00 Meter.
(2.) Die Betondicke der Außenwände und der Sohlenplatte beträgt durchgehend 3,00
Meter, diejenige der Innenwände variiert zwischen 0,30 Meter und 1,00 Meter.
(3.) Die Bunkerdecke ist in Form eines flachen Satteldaches gegossen, um ein Ablaufen
des Wassers zu gewährleisten. An den Längsseiten beträgt ihre Betondicke daher
ebenfalls 3,00 Meter, am Scheitel aber ca. 3,60 Meter.
(4.) Der gewaltige Kubus, dessen Sohlentiefe sich ab Oberkante Gelände auf ca. 9,50
Meter beläuft, ruht auf einem etwa 1,00 Meter tiefen Kiesbett.




Sinn und Zweck des Bunkers war es ja, den militärischen Fernmeldebetrieb auch im Falle
eines atomaren Schlagabtausches zumindest noch für einen gewissen Zeitraum mehr
oder weniger reibungslos aufrecht erhalten zu können. Es wurde daher alles unternommen,
um das Bauwerk möglichst autark zu machen. Grundvoraussetzung dafür war zunächst
einmal die Möglichkeit der hermetischen, strahlensicheren Abriegelung des Eingangsbereichs
mittels gasdichten Druckwellensicherungstüren bzw. integrierter Gasschleusenanlage
(zu Dekontaminationszwecken).
Sodann mussten für die eingeschlossene Besatzung neben den benötigten Büros und
Arbeitsräumen auch eine Notküche, ein Verpflegungsraum sowie sanitäre Anlagen und
Ruheräume in ausreichendem Umfang vorgehalten werden.
Die Versorgung mit den lebensnotwendigsten Dingen wie Wasser, Luft, Energie und
Nahrung schließlich war folgendermaßen sichergestellt:
(1.) Für eine unabhängige Wasserversorgung hatte man durch den gut 90 Meter tiefen
Brunnen (Leistung: 9 Liter/Sekunde) und einen ständig bereit gehaltenen Wasservorrat
von 8.000 Liter Trinkwasser gesorgt.
(2.) Zur künstlichen Belüftung der gesamten Bunkeranlage bedurfte es stündlich rund
10.000 m3 Luft, die im Ernstfall durch einen speziellen Sandfilter gereinigt worden wären.
(3.) Für den Fall, dass es von außen keine Stromzuführung mehr gegeben hätte, war zum
einen eine große Batterie installiert worden, die für ungefähr acht Stunden die komplette
Versorgung des Bunkers hätte übernehmen können. Zum anderen waren ein Siemensgenerator
mit einem 8-Zylinder Dieselmotor (168 PS) und eine Kühlmaschine eingebaut
worden, wofür wiederum ständig ein Kraftstoffvorrat von 27.000 Liter Diesel und 1.000
Liter Öl bereit gehalten wurde.
(4.) Der permanent eingelagerte und regelmäßig erneuerte Verpflegungsvorrat schließlich
hätte 27 Tage für 67 Personen gereicht.
Als ganz besonders charakteristisches Baumerkmal des Bunkers soll nicht unerwähnt
bleiben, dass sämtliche festinstallierte Einrichtungen (insbesondere die technischen
Geräte, aber auch die Lampen und Ruheliegen) freischwingend eingebaut waren, um im
Ernstfall auch größere Erschütterungen unbeschadet überstehen zu können. Angeblich
hätte sich dadurch der Bunker – selbst im Falle von Atombombendetonationen in
nächster Nähe – in seinem Kiesbett verschieben können, ohne dass dabei seine
Funktionsfähigkeit entscheidend gelitten hätte (vermuteter Spielraum: bis zu 50 cm).
Lediglich ein sogenannter „atomarer Steckschuß“ wäre demnach nicht zu kompensieren
gewesen.
Bau und Betrieb
Nachdem der erwähnte Tiefbrunnen schon zwischen dem 16. Februar und dem 26. September
1960 gebohrt worden war, begannen die Arbeiten am Bunker selbst erst am
Pfingstdiensttag (12. Juni) des Jahres 1962.
Schon während der Bauzeit galten sehr strenge Sicherheitsvorkehrungen. So wurde die
Baustelle zum Beispiel umgehend mit einem hohen Bretterzaun eingefasst, wodurch das
Gelände von außen praktisch nicht mehr einsehbar war. Außerdem patrouillierte Tag und
Nacht eine Zivilwache.
Um möglichst zügig voranzukommen, wurde die Baustelle als Winterbaustelle eingerichtet.
Man arbeitete also das ganze Jahr über ohne nennenswerte Unterbrechung. Selbst
Betonierungsarbeiten wurden zum Teil bei zweistelligen Minusgraden ausgeführt (mit
vorgeheiztem Wasser und angewärmtem Kies etc.). Zeitweise waren in Rieb bis zu 120
Mann beschäftigt, darunter viele aus dem Bayerischen Wald.
Nach der Fertigstellung des Bunkers und der Gebäude konnte die Anlage im Mai 1965
vorläufig in Betrieb genommen werden. Am 28. und 29. Oktober 1965 schließlich erfolgte
die offizielle Begehung und Übergabe der GSVBw 64 an den künftigen Nutzer, nämlich
an das Wehrbereichskommando VI, Abteilung Fernmeldewesen, und an Stabsfeldwebel
Bauer, den ersten Dienststellenleiter in Rieb. Die Kosten beliefen sich am Ende insgesamt
auf geschätzte 12 bis 15 Millionen DM.
Da der Gesamtkomplex in erster Linie eine militärische Dienststelle war, hatten Soldaten
selbstverständlich auch die führenden Funktionen inne. So war etwa der Dienststellenleiter
für gewöhnlich ein Offizier im Hauptmannsrang. Dazu kamen in der Regel noch
insgesamt 4 Feldwebeldienstgarde: 2 vom Heer, 1 von der Luftwaffe und 1 von der
Marine. Im Vergleich dazu war die Zahl der Zivilbediensteten beiderlei Geschlechts
ungleich höher. Insgesamt waren es meist an die 30 Personen, die in Rieb beschäftigt
waren: 5 im technischen Bereich, 1 im Fahrdienst sowie jeweils 12 als Fernsprecher und
als Fernschreiber. Außerdem gab es noch einen Wachdienst mit ca. 5 Mann und 2
Hunden, welcher zunächst von der Bundeswehr, später aber von einem Privatunternehmen
gestellt wurde, ferner 2 Angestellte der Deutschen Bundespost, die für die Wartung
der Verstärkeranlage verantwortlich waren.
Der Dreischichtbetrieb lief an 365 Tagen im Jahr jeweils 24 Stunden lang. Während in
Friedenszeiten pro Schicht in der Regel 10 Leute im Bunker arbeiteten, wäre im Ernstfall
eine mit Reservisten aufgestockte Besatzung von ca. 67 Mann unter der Erde gewesen
– darunter übrigens keine weiblichen Angestellten mehr, da man diese zuvor „beurlaubt“
hätte.
Auflösung und Verkauf
Im modernen, nach der Wiedervereinigung Deutschlands geschaffenen Fernmeldesystem
der Bundeswehr mit seiner neuen Netzstruktur und Technik, den automatisierten
Betriebsabläufen und der fortschreitenden Digitalisierung hatten die mittlerweile technisch
veralteten GSVBw ihre Daseinsberechtigung verloren.
Daher wurde im Mai 1996 auch die Anlage in Rieb bei Hemau außer Dienst gestellt und
Anfang Februar 1999 von der Bundesagentur für Immobilienaufgaben an die Firma
Holzbau Semmler verkauft. Den Bunker hatte man zuvor beinahe vollständig geräumt............


VIDEO VOM BUNKER IN PFAFFENHOFEN (habl_kunst)

Sonntag, 11. November 2007

KUNST im BUNKER HEMAU

..und Sie bewegt sich doch



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Adresse:
"Der Bunker"
Rieb bei Hemau
dienstags und donnerstags auf Anmeldung
(09491/94 11 10)
samstags und sonntags 11.00 bis 18.00 Uhr
bis 27. August 2006

www.kunst-in-ostbayern.de LINK
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